Bayern4NFDI - Vernetzungstreffen der NFDI-Beteiligten in Bayern

Bayern4NFDI - Vernetzungstreffen der NFDI-Beteiligten in Bayern

Organisatoren
Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns
PLZ
80802
Ort
München
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
20.07.2023 -
Von
Giada Matheisen, Stabstelle Forschung/ NFDI, Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns

Am 20. Juli 2023 fand ein Vernetzungstreffen der bayerischen Beteiligten an der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) statt, das von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns (GDA) organisiert wurde. Die Resonanz war beeindruckend: über 80 Teilnehmer:innen aus mehr als 40 verschiedenen Einrichtungen und unterschiedlichsten NFDI-Konsortien waren anwesend. Obwohl sich bayernweit zahlreiche Institutionen am Auf- und Ausbau der NFDI beteiligen, sind die unterschiedlichen Lehrstühle, Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen bislang jenseits der eigenen Konsortien noch kaum quervernetzt. Die Veranstaltung bot somit eine seltene Gelegenheit für einen Konsortien-übergreifenden, landesweiten Austausch. Die Teilnehmer:innen nutzten die Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und sich über gemeinsame Herausforderungen im Forschungsdatenmanagement auszutauschen.

Der Generaldirektor der Staatlichen Archive BERNHARD GRAU (München) eröffnete das Vernetzungstreffen mit einem Grußwort. Darin betonte er die Rolle der Archive in ihrer Scharnierfunktion für die wissenschaftliche Forschung und die Konsequenzen, die sich daraus für die GDA und die Staatlichen Archive Bayerns in der NFDI ergeben. Ein Grußwort an die Teilnehmer:innen richtete ebenfalls BARBARA EBERT (Bremen), Mitglied des wissenschaftlichen Senats der NFDI und Sprecherin des Konsortiums NFDI4Biodiversity. Barbara Ebert umriss die übergeordneten Ziele der NFDI, verortete die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der NFDI als wissenschaftlichen Akteur und steckte damit den Rahmen für den Tag ab. Die anschließende Keynote hielt CHRISTIAN PFRANG (München), Referatsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Digitales. Er stellte die Aufgaben des Digitalministeriums vor und ging auf den Stellenwert ein, den das Forschungsdatenmanagement darin einnimmt. Zudem präsentierte er ein Projekt, welches in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten umgesetzt wird. Das Vorhaben dient der Visualisierung von Bodenerosionsdaten, die von der GDA für die Langzeitarchivierung aufbereitet und ins Digitale Archiv übernommen wurden. Zum Abschluss des ersten Veranstaltungsteils gaben die GDA-Mitarbeiter MARKUS SCHMALZL (München) und MICHAEL UNGER (München) einen kurzen Überblick über Aufgaben und Struktur der Staatlichen Archive Bayerns, das Engagement der GDA in den fünf NFDI-Konsortien NFDI4Biodiversity, NFDI4Earth, FAIRagro, NFDI4Objects, NFDI4Memory sowie der Arbeitsgruppe Langzeitarchivierung in der Sektion Common Infrastructures. Darüber hinaus präsentierten sie verschiedene Projekte, die in Zusammenarbeit mit Partnern aus der NFDI auf den Weg gebracht wurden.

Einen zentralen Bestandteil des Treffens bildeten die Projekt-Pitches. In insgesamt zehn jeweils fünfminütigen Präsentationen stellten Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Disziplinen, Einrichtungen und NFDI-Konsortien aktuelle Projekte vor, die im Rahmen ihrer Mitwirkung innerhalb der NFDI entwickelt wurden. Die Vorstellung der Projekt-Pitches bot eine einmalige Gelegenheit, NFDI-Mitglieder außerhalb des eigenen Konsortiums über laufende Projekte zu informieren und interdisziplinäre Schnittmengen festzustellen.

Den Auftakt machte MICHAEL KRIEGER (Erlangen) von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied im Konsortium FAIRmat. Er stellte die Anwendung NOMAD-CAMELS vor, eine Open-Source-Messsoftware, die speziell auf die heterogenen Anforderungen der experimentellen Festkörperphysik ausgerichtet ist. Ziel ist es, den gesamten experimentellen Arbeitsablauf bei der Planung eines neuen Experiments vom Entwurf des Versuchsprotokolls bis hin zur Erzeugung von FAIRen Daten zu ermöglichen und zu unterstützen.

ALEXANDER BERG-WEISS (München) von der Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München stellte die Vernetzungs- und Austauschplattform fdm-bayern.org vor, die Einrichtungen beim gegenseitigen Informationsaustausch im Bereich Forschungsdatenmanagement unterstützt.

MARTIN WERNER (München) von der Technischen Universität München und Mitglied im Konsortium NFDI4Earth gab in seinem Pitch einen Überblick über Strukturen für das Forschungsdatenmanagement von Daten aus den Erdsystemwissenschaften.

SILVIA DANIEL (München) und ARNOŠT ŠTANZEL (München) von der Bayerischen Staatsbibliothek stellten zusammen mit PEGGY GROSSE (München) vom Deutschen Museum das Engagement ihrer Einrichtungen im Konsortium NFDI4Memory vor. Sie gaben einen Überblick über die Ziele und Vorhaben der Arbeitsfelder Data Quality und Data Connectivity für historisch arbeitende Disziplinen.

STEPHAN HACHINGER (München), JOHANNES MUNKE (München) und ALEXANDER WELLMANN (München) vom Leibniz Rechenzentrum skizzierten im Namen des LRZ Team Forschungsmanagement ein Konzept zu FAIRem Management außerordentlich großer Datenmengen, einschließlich technischer Details und Interoperabilitätsaspekte.

WIEBKE LOHSTROH (München) von der Technischen Universität München und Mitglied im Konsortium DAPHNE4NFDI stellte einen Anwendungsfall aus dem Heinz Maier-Leibnitz-Zentrum zum FAIRen Management von Daten aus Photonen- und Neutronenexperimenten vor, bei dem die Projektziele von DAPHNE4NFDI und die Konzepte zur FAIRness von Messdaten an Großforschungseinrichtungen erörtert wurden.

Als Vertreterin des Konsortiums NFDI4Biodiversity präsentierte TANJA WEIBULAT (München) von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns in ihrem Pitch ein Kooperationsprojekt mit der GDA. Das Projekt hat das Ziel, die bereits im System Diversity Workbench erfasste Sammlung der Mehltaupilze und die dazugehörige relationale Datenbankstruktur mit dem Softwaretool SIARD langfristig zu archivieren.

JOCHEN GAAB (München) von der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften präsentierte das Projekt Forschungsdatenmanagement Bayerische Geschichte mit dem im Aufbau befindlichen Fachrepositorium Geschichte Bayerns. Damit wird das Ziel verfolgt, den Ergebnisraum für die Forschung in der Landesgeschichte zu erweitern und Forschungsdaten langfristig verfügbar zu machen. Ausgehend von bestehenden und neuen Textdaten werden sukzessive weitere Publikationsformate wie relationale Datenbanken oder Tabellen miteinbezogen und diese Daten sowohl innerhalb des Repositoriums als auch mit anderen Angeboten insbesondere der NFDI verknüpft.

MARK FICHTNER (Nürnberg) aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg gab einen Einblick in die virtuelle Forschungsumgebung WissKI und deren Einsatzmöglichkeiten für Forschungsdatenmanagement und Langzeitarchivierung. WissKI bietet Lösungen für alle Aufgaben im Data Life Cycle und hilft den Nutzer:innen dabei FAIRe Daten zu produzieren und zu veröffentlichen.

Zuletzt präsentierte HEIDE-MARIE WEIG (Regensburg) von der Universitätsbibliothek Regensburg ein Projekt zur Schaffung einer kooperativen Langzeitarchivierungs-Infrastruktur in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Bayreuth und der Bayerischen Staatsbibliothek. Ziel des Projekts ist es, für bayerische Hochschulen und ihre Bibliotheken ein attraktives Angebot für die Langzeitarchivierung zu schaffen.

Am Nachmittag bot ein World Café die Möglichkeit eines intensiven Austauschs zu den vier Themengebieten Forschungsdatenmanagement (FDM) & Data Literacy, Vernetzung, Langzeitarchivierung und Recht. Anhand von Leitfragen konnten die Teilnehmer:innen aktuelle Herausforderungen in den jeweiligen Themenbereichen miteinander diskutieren.

Die Station Data Literacy widmete sich der Frage nach den Zielgruppen für eine Aus- bzw. Weiterbildung im FDM, welche Themenbereiche in Curricula einfließen sollten, wie eine flächendeckende Schulung ermöglicht werden kann und wie gemeinsame regionale Projekte zur Förderung von Data Literacy aussehen könnten. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählt das Desiderat, eine breite Basis mit Kompetenzen im FDM all jenen zu vermitteln, die in ihrem beruflichen Alltag mit Forschungsdaten konfrontiert werden. Forschungsdatenmanagementpläne in Kombination mit einer festen Verankerung von Datenmanagement in den Curricula der unterschiedlichen Disziplinen könnten dabei behilflich sein, flächendeckende Kenntnisse in dem Bereich zu gewährleisten. Workshops durch NFDI-Konsortien, Summerschools, die Schulung von Entscheidungsträger:innen an wichtigen staatlichen Institutionen sowie das Zusammenführen von verschiedenen Initiativen zum FDM wurden darüber hinaus als weitere Möglichkeiten erkannt. Als Ideen für gemeinsame regionale Projekte zur Förderung von Data Literacy schlugen die Teilnehmer:innen hochschulübergreifende Ringvorlesungen, die Stärkung von bestehenden Initiativen, die Integration von FDM in Workshops sowie die Erarbeitung von Selbstlernkursen zu generischen Themen (etwa rechtlichen Aspekten, Data Life Cycle, Lizenzen) vor.

Im Bereich der Vernetzungsoptionen der an der NFDI beteiligten Institutionen in Bayern wurde über den Mehrwert einer regionalen Vernetzung diskutiert. Durch eine solche Vernetzung könnten Synergien geschaffen und eine sinnvolle Arbeitsteilung ermöglicht werden. Interdisziplinäre Zusammenarbeit würde gefördert und potenzielle Partnerinstitutionen für Kooperationen können gefunden werden. Die Teilnehmer:innen betonten, dass eine regionale Vernetzung die Sichtbarkeit der beteiligten Institutionen erhöhe und eine effektive Vertretung gegenüber wichtigen Akteuren innerhalb und außerhalb der NFDI, etwa auf politischer Ebene ermöglichen könne. Vernetzung wurde nicht nur auf institutioneller Ebene, sondern auch auf technischer Ebene als wichtig erachtet, um Infrastrukturen und Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Der persönliche Austausch in einem regionalen Netzwerk wurde darüber hinaus als soziales Plus hervorgehoben. Erfolgversprechende Ansätze könnten beispielsweise die Bildung lokaler Gruppen sowie gemeinsame Veranstaltungen auch zu einzelnen Querschnittsthemen sein.

In der Diskussionsrunde zur Langzeitarchivierung von Forschungsdaten führten die Teilnehmer:innen aus, dass die Entscheidung zur Langzeitarchivierung von verschiedenen Faktoren abhänge, wie der Art der Daten und den rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Notwendigkeit, Daten über Zeiträume von mehr als 10 Jahren lesbar zu halten wurde dabei als eine der zentralen Herausforderungen formuliert. Als weitere Herausforderungen nannten die Teilnehmer:innen die sich wandelnde Rechtslage und die oftmals unklare Verantwortlichkeit für die langfristige Sicherung der Daten. Thematisiert wurden auch Bewertungskriterien für die Übernahme und Auswahl von Forschungsdaten für die Langzeitarchivierung. Dabei argumentierten die Teilnehmer:innen, dass klare Datenübernahmevereinbarungen und Data Stewards zur Qualitätssicherung beitragen könnten, um die Auswahlprozesse transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Der Austausch über Services, die NFDI-Konsortien entwickeln könnten, um die Kompetenzen im Bereich digitaler Langzeitarchivierung auszubauen, ließ den bisher untergeordneten Stellenwert der Langzeitarchivierung innerhalb der NFDI deutlich zutage treten. Die Teilnehmer:innen waren sich einig, dass die Koordination und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Konsortien und Initiativen wichtig sei, um das Thema Langzeitarchivierung innerhalb und außerhalb der NFDI voranzubringen.

Insgesamt haben die lebendigen Diskussionsrunden der Tagung wertvolle Erkenntnisse und Ergebnisse zu bestehenden Herausforderungen und zu Chancen der Zusammenarbeit in den Bereichen des Forschungsdatenmanagements, der Langzeitarchivierung und der Sicherung personenbezogener Daten geliefert. Die gewonnenen Erkenntnisse können dazu beitragen, zukünftige Bildungs- und Vernetzungsmaßnahmen zu gestalten und die Herausforderungen im Umgang mit Forschungsdaten erfolgreich zu bewältigen.

Die Abschlussdiskussion stellte dem Vernetzungstreffen ein durchweg positives Zeugnis aus. Die Bedeutung einer regionalen Vernetzung der verschiedenen Einrichtungen in Bayern wurde insbesondere im Hinblick auf landesspezifische Strukturen hervorgehoben. Nicht zuletzt erachteten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit über die Konsortien hinweg als überaus wertvoll sowie die Gelegenheit sich über Themen auszutauschen, die in der alltäglichen Praxis für alle Einrichtungen von Relevanz sind, weniger aber im NFDI-Kontext. Das Format eines regionalen Austausches erhielt breite Zustimmung und soll in Zukunft weiter ausgebaut werden.

Konferenzüberblick:

Bernhard Grau (München): Grußwort

Christian Pfrang (München): Key Note - Daten und das Digitalministerium

Barbara Ebert (Bremen): Grußwort

Markus Schmalzl (München)/ Michael Unger (München): Verortung - Die Staatliche Archive Bayerns und die NFDI

Projekt-Pitches

Michael Krieger (Erlangen): NOMAD-CAMELS: A Configurable Application for Measurements, Experiments and Laboratory Systems

Alexander Berg-Weiß (München): Vernetzte Informationen zum Forschungsdatenmanagement über die Website fdm-bayern.org

Martin Werner (München): Strukturen für das FDM von Daten aus den Erdsystemwissenschaften

Silvia Daniel (München)/ Arnošt Štanzel (München)/ Peggy Große (München): Data Connectivity und Data Quality von Daten für historisch arbeitende Disziplinen

Stephan Hachinger (München)/ Johannes Munke (München)/ Alexander Wellmann (München): FAIRes Management außerordentlich großer Datensätze

Wiebke Lohstroh (München): FAIRes Management von Daten aus Photonen und Neutronenexperimenten

Tanja Weibulat (München): Was haben Mehltaupilze mit digitaler Langzeitarchivierung zu tun? Archivierung von Sammlungsdaten mithilfe von SIARD

Jochen Gaab (München): Fachrepositorium Geschichte Bayerns

Mark Fichtner (Nürnberg): Virtuelle Forschungsumgebung WissKI im Einsatz für Forschungsdatenmanagement und Langzeitarchivierung

Heide-Marie Weig (Regensburg): Digitale Langzeitverfügbarkeit im Bibliotheksverbund Bayern

World Café

Station 1: Aus- und Weiterbildung: Data Literacy und FDM?
Moderation: Markus Schmalzl (München)

Station 2: Vernetzungsoptionen der an der NFDI beteiligten Institutionen in Bayern?
Moderation: Jürgen Rohrwild (Erlangen)

Station 3: Wie gelingt Langzeitarchivierung welcher (?) Forschungsdaten?
Moderation: Anna Lisa Schwartz (München)

Station 4: Rechtliche Aspekte der Langzeitsicherung und Langzeitarchivierung personenbezogener Daten?
Moderation: Andreas Nestl (München)

Wrap Up und Abschlussdiskussion

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